Ein Glashaus, oder auch Gewächshaus, in seiner einfachsten Form begleitet die freundinnenderkunst von 2020 bis 2022. Das konventionelle Kunststoff-Aluobjekt aus einem Baumarkt ist reich an vielschichtiger symbolischer Wirkkraft und eröffnet somit ein breites Themenfeld um zu fantasieren. Als Überbegriff entwickelt sich so auch der Titel GLASHAUSFANTASIEN.
Im Zeitraum von drei Jahren realisieren die freundinnenderkunst zehn Inszenierungen und Interventionen zum Thema. Es entstehen Fotos, Videos und Installationen, auch Performances finden statt. Ein handelsübliches Gewächshaus aus einem Baumarkt – Marke Palram, Harmony, Mythos, Hybrid, 247 X 185 X 208 cm, Kunststoff / Alu - wird zum Ready Made, zum Kunstobjekt erhoben. Das Glashaus eröffnet einen kleinen, von allen Seiten einsehbaren Raum. Die einfache formale Struktur des durchsichtigen Raumes inspiriert die freundinnenderkunst es als Bilderrahmen, für skulpturale Installationen und als Bühne zu nutzen. Es wird zum Atelier, Treibhaus und Schauraum künstlerischer Überlegungen, zum Labor für neue Experimente und ästhetische Machenschaften des Kollektivs: forschend, offensiv und poetisch. Vorstellungen von vermeintlicher Freiheit und unerschöpflichem Wachstum im begrenzten Glasraum, in dem die freundinnenderkunst agieren, werden in Frage gestellt. Die Enge wird spürbar. hmmm … ein fantasievoller Dialog nimmt deinen Anfang aha ... als Kunstobjekt stellt es ungewohnt gewohnte Wahrnehmungen auf den Kopf pffh ... das Glashaus spielt verrückt 2020 - GLASHAUSFANTASIEN 1 BIS 6 Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Eigentlich …... Aber mit den Sprichwörtern ist das so eine Sache. Denn Grenzen wurden unserem Projekt 2020 in der Tat gesetzt. Uns erging es wie vielen anderen in dieser pandemiebedingten Ausnahmesituation. Die Glashausfantasien wären im öffentlichen Raum geplant gewesen; ein Glashaus als Labor und als skulpturale Bühne für Performances mit Publikum. Im März kam alles anders: es begann die Zeit des verordneten gesellschaftlichen Rückzugs, social distancing war angesagt und obligatorische Schutzmaßnahmen veränderten unsere Pläne und die Arbeit als freundinnenderkunst. Wir entschieden uns vorerst für konzentriertes Arbeiten ohne Publikum in Innenräumen und fanden den perfekten Ort im Hp23 am Linzer Hauptplatz. Das Glashaus, seine Enge, aber auch seine eigentliche Schutzfunktion, wurde plötzlich treffendes Symbol für das, was wir in der Pandemie kollektiv erlebten. 2021 - GLASHAUSFANTASIEN 7 BIS 9 Veränderung ist immer. Als Prozess oft nicht vordergründig wahrnehmbar. Selten treffen Veränderungen in so großem, offensichtlichen, aber trotzdem nicht fassbaren und vor allem kollektiven Maße zu. 2021 hat uns die Pandemie noch fest im Griff. Das gesellschaftliche Leben ist durch verordnete Lockdowns immer wieder wochenlang lahmgelegt. Es gibt keine Gastronomie, keine Kultur, kein Vereinsleben. Schulen und Universitäten stehen leer. Einzig Geschäfte, die lebensnotwendige Waren anbieten haben geöffnet. Mund-Nasenschutz im öffentlichen Leben ist Pflicht. Private Treffen sind nicht gestattet. Als Künstlerinnenkollektiv, dessen wesentlicher Aspekt ein intensiver Diskurs bei der Entwicklung einer gemeinsamen künstlerischen Arbeit in der Gruppe ist, stellt uns dieses Jahr vor große Herausforderungen und wirft Fragen auf. Was macht diese Zeit mit uns? Was hat sich verändert, ohne dass wir es bemerkt haben? Wie geht es einer Gesellschaft, die von Ängsten mehr und mehr bestimmt und gespalten wird? Wieso schon wieder diese tradierten Geschlechterrollen? Wie agiert die Politik dieses Landes, im besonderen die Kulturpolitik? Wie positionieren wir uns als freundinnenderkunst? Unser Glashaus macht sich auf den Weg durch die leere Stadt und nimmt Kontakt auf. 2022 - GLASHAUSFANTASIEN 10 Das Bedürfnis nach Normalität und gleichzeitig der dringende Wunsch nach grundsätzlichen Veränderung. Erleichtert, diszipliniert, bedürftig bleiben wir 2022 zurück. Es kehrt Beruhigung ein. Die Gefahr scheint gebannt. Schnell wieder zurück wie es früher einmal war? Das Glashaus ist auf der Suche nach seinem natürlichen Lebensraum. Es sucht Verbündete und wandert mit ihnen in den Botanischen Garten Linz. Inmitten kultivierter Natur finden sie sich wieder. Unkonform und widerspenstig erfüllen sie ihr Rollen nicht, wehren sich gegen Zuschreibungen und Erwartungen. Das Glashaus spielt verrrückt! Drei Jahre Glashausfantasien und Pandemie gehen zu Ende, das Virus bleibt. Wie nach einem Fiebertraum stehen wir da. Aufgewacht in einer neuen Realität in der sich individuelle Wahrheiten gebildet und verschoben haben. Wahrheit? Da halten wir´s lieber mit der Fantasie! hmmm.... ahhhhh.....pfffff